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Entdeckungstour durch Aichach

Hier finden Sie ausführliche Beschreibungen und alte Ansichten!

Die Broschüre "Entdeckungstour" will Besuchern der Stadt Aichach wesentliche Sehenswürdigkeiten in kurzer, sehr informativer Weise nahe bringen. Wer sich mit einzelnen Stationen intensiver befassen will, findet hier ausführliche Beschreibungen und alte Ansichten.

Stadtplatz

Marktplatz seit über 800 Jahren

Der langgestreckte und leicht S-förmig gebogene Stadtplatz bildet mit seiner Begrenzung durch das Obere und Untere Tor und dem Rathaus als Mittelpunkt den Kern der Stadtanlage Aichachs. Die Form des Stadtplatzes kann man auf die Entstehung der Stadt als ein Markt, der erst im Laufe der Zeit zu einer richtigen Stadt wurde, zurückführen. Es lässt sich der älteste Siedlungskern zwar im Westen des heutigen Stadtplatzes, im Bereich der Kirche, „Auf dem Büchel“ und „Am Strudel“ feststellen, aber dennoch liegt die eigentliche Bedeutung der Stadt in ihrer historische-topografisch günstigen Situation durch die Kreuzung zweier alter Handels- und Poststraßen: die Straße von Augsburg nach Regenburg (nun Bundesstraße 300) und die von München über Dachau nach Rain und Donauwörth. Somit stellt der Stadtplatz als 330 m lange und mäßig breite Straßenachse von Süden nach Norden die ursprüngliche Bedeutung dieser Verkehrs-, Handels- und Marktstraße dar.

Die Wochen- und Jahrmärkte von Aichach gehen bis ins Mittelalter zurück, schon um 1200 wird erstmals ein Jahrmarkt bezeugt. Auch heute noch bleibt Aichach seinen Traditionen treu, indem neben den drei Jahrmärkten – dem Veitsmarkt Mitte Juni, dem Barthelmarkt im August und dem Simon-und-Judäi-Markt im Oktober – den historischen Markttagen, dem Stadtfest und dem Christkindlmarkt auch noch jeden Freitag und Samstag der Wochenmarkt stattfindet. Er bietet bis heute eine gute Gelegenheit, frisches Obst, Gemüse, Eier und Waren des täglichen Bedarfs von Bauern aus der Region zu kaufen.

Auf dem Stadtplatz spielte sich somit schon immer das wirtschaftliche und kulturelle Leben ab, weshalb die große Masse an Verkehr, die durch die Innenstadt floss, zum Problem wurde. Daher suchte man nach einer Möglichkeit, den Verkehr aus der Stadtanlage heraus zu bekommen. Dieses Vorhaben gelang erst, als am 4. Oktober 1978 die Umgehungsstraße, die Bundesstraße 300, für den Verkehr freigegeben wurde, so dass der Stadtplatz nun vom Durchgangsverkehr befreit war.

Daraufhin begann eine Diskussion über eine Sanierung des Stadtplatzes, die dann nach 15 Monaten, in denen 4,5 Millionen Markt verbaut wurden, im Dezember 1979 weitgehend abgeschlossen war. Beim Stadtfest 1980 wurde der sanierte Stadtplatz offiziell eingeweiht.

Ebenfalls in den 1980er Jahren wurde der sogenannte „Uhren-Brunnen“ zwischen dem Rathaus und dem Oberen Tor erreichtet, der von der Sparkasse gestiftet wurde um daran zu erinnern, dass Aichach vor über zwei Jahrhunderten eine Stadt der Uhrmacher war. Besonders interessant an dem Brunnen ist die Tatsache, dass die Zahl der Fontänen die volle Stundenzahl anzeigt.

Eine dahingehende eher neue Verschönerung des Stadtplatzes stellt das vor dem Rathaus stehende Kunstprojekt dar. Im Rahmen des Festivals „Kunsträume Bayern 2008“ wurden historische Spuren des früheren Alltags nachgezeichnet. Die Stadt Aichach errichtete hierfür im Zusammenarbeit mit dem Kunstkurs des Aichacher Deutschherren-Gymnasiums eine Demonstrationsstrecke des alten Stadtbachs. Hierbei wurde durch eine technische Installation der ständige Wasserlauf in Gang gesetzt und die Kraft des Wassers durch Kunstobjekte, die von der Gymnasiastin Theresa Zick entwickelt wurden, anschaulich gemacht. Dieser rund 13 Meter lange künstliche Wasserlauf soll an das Griesbacherl erinnern, das einstmals unverrohrt durch die Innenstadt floss und den Menschen als Wasserversorgungen und Abwasserleitung diente.


Stadtmauer und Türme

Stadtmauer bot Schutz bis zum 30-jährigen Krieg

Eine Stadtbefestigung war ein zentrales Merkmal einer mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt. Zum einen diente sie zur recht-
lichen Abgrenzung einer Gemeinde vom Umland und eines Rechtsbezirks, zum anderen bot sie den Bürgern der Stadt vor allem
Schutz vor feindlichen Überfällen. Aus welchem Material und mit welchem Aufwand der Bau einer solchen Mauer betrieben wurde,
hing vor allem von der Wirtschaftskraft und dem verfügbaren Baumaterial der jeweiligen Städte ab.

Stadtwerdung Aichachs
Die Stadt Aichach, welche auf der rechten Uferseite im Paartal gelegen ist, war verkehrstopographisch ein wichtiger Knotenpunkt der Handelsstraßen Augsburg - Regensburg und München - Donauwörth.

Die Stadtwerdung Aichachs fällt (nach Alois Schmid und Wilhelm Liebhart) in die Regierungszeit Ottos II. und erstreckte sich über das
gesamte 13. Jahrhundert mit der Intention, wie bei anderen Städten auch, die Grenzen des Herzogtums abzusichern, ein Vordringen der
bischöflichen Macht zu unterbinden, das Land wirtschaftlich zu beleben und die Verwaltung zu organisieren. Die Altstadt hat sich über
die Jahrhunderte nur wenig verändert und bestand bis ins 20. Jahrhundert aus der Innenstadt mit Oberer und Unterer Vorstadt.

Auf - und Abbau der Stadtmauer
Bereits im 12. Jahrhundert soll der Kern Aichachs von einer Wall-Graben-Anlage mit aufsitzender Palisade umgeben gewesen sein. Diese bestand großteils aus Holz und Erde. Allerdings ist dies nur eine Hypothese, da das genaue Aussehen der Stadtmauer vor dem 14. Jahrhundert bislang nicht rekonstruiert werden konnte. Die erste steinerne Befestigung wurde laut einer Urkunde 1331 in Form einer Ringmauer gebaut. Da sich die Stadt Aichach um den Bau und den Unterhalt der Stadtmauer kümmerte, musste keine Marktsteuer mehr nach München abgeführt werden. Es sollte aber sichergestellt werden, dass die gesparten Steuern in den Mauerbau flossen. Bereits am Ende des 14. Jahrhunderts musste die neu errichtete Stadtmauer ihre erste Bewährungsprüfung bestehen, als es 1393 aufgrund eines Streits über die Vormundschaft der Kinder des verstorbenen Landshuter Herzog Friedrichs zur ersten Belagerung Aichachs kam. Dabei wurden lediglich die Vorstadt und die umliegende Landschaft verwüstet, die Stadt selber nicht.

Um 1418 wurde die Stadtmauer unter Ludwig im Barte weiter ausgebaut. Der Wappenstein an der heutigen Spitalkirche zählt getroffene Baumaßnahmen auf.

Aichach wurde während der Landshuter Erbfolgekriege mehrmals besetzt, die Stadtmauer hielt allerdings stand. Erste gravierende Beschädigungen kamen erst zur Zeit des 30-jährigen Kriegs. Schwedische Truppen besetzten Aichach und es kam zu Brandstiftungen. Nach dem Krieg war ein umfangreicher Wiederaufbau von Nöten. Zur Zeit der Koalitions- und Befreiungskriege befand sich die Stadtbefestigung im mittelalterlichen Zustand, weshalb 1806 beschlossen wurde, die Mauer aufzugeben. Einzelne Abschnitte wurden an private Haushalte verkauft und die Stadtgräben eingefüllt. Die letzte große Abbaumaßnahme wurde 1930 am Flunkturm vorgenommen. Dieser musste aufgrund verkehrstechnischer Gründe abgerissen werden.

Rathaus

Mittelpunkt des Stadtplatzes

Die wesentlichen Ursprünge Aichachs liegen vermutlich im westlichen Bereich der Altstadt. Als die Siedlung Aichach jedoch während des 13. Jahrhunderts planmäßig zur Stadt erweitert wurde, brauchte man mehr Raum. So entstand rund um den heutigen Stadtplatz – also zwischen den beiden Toren – ein neues Zentrum. Hier war nun für Platz für Handel, Gewerbe und Verkehr.

Soweit der historische Blick zurückreicht, steht in der Mitte des Aichacher Stadtplatzes das Rathaus. Die Quellen sprechen von einem stattlichen dreigeschossigen Bau, der jedoch im Dreißigjährigen Krieg niederbrannte. Auch der Nachfolgebau wurde – diesmal im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 – zerstört.

Unter Leitung von Stadtbaumeister Andreas Adler und Stadtzimmermeister Blasius Frank entstand 1705/06 das barocke Rathaus in seinen heute noch weitgehend erhaltenen Formen: ein langgestreckter Satteldachbau mit reich geschwungenen Volutengiebeln; das ehedem vorhandene Türmchen wurde im 19. Jahrhundert rückgebaut. 1955 wurde der Wandbrunnen mit der Skulptur eines Kindes mit Frosch unter der Freitreppe hinzugefügt.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein befanden sich im Erdgeschoss die Getreideschranne, das Fleischhaus, das Brothaus, die Stadtwaage und verschiedene Läden. Somit war das Rathaus nicht nur der Mittelpunkt des Stadtplatzes, sondern auch Zentrum des Handels und des täglichen Geschehens. Im 20. Jahrhundert unterlag das Rathaus zahlreichen Umbaumaßnahmen. Sie waren v.a. nötig geworden, weil die Verwaltung der Stadt zunehmend mehr Platz beanspruchte.

Heute ist das Rathaus am Stadtplatz 48 eines von mehreren Verwaltungsgebäuden der Stadt Aichach.

Spital und Spitalkirche

Bürgerstiftung bis heute

Das Heilig-Geist-Spital gehört zu den ältesten Institutionen in Aichach und war ursprünglich ein Haus für kranke und alte Menschen sowie Pilger und andere Reisende.

Die Geschichte des Spitals lässt sich bis ins Jahr 1354 zurückverfolgen. Der Aichacher Bürger Konrad der Werder und seine Gattin Elisabeth hatten in diesem Jahr ihren Hof zu Froschham als wesentliche Grundlage für das Spital gegeben. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurden weitere Stiftungen getätigt, so dass das Spital auf einer soliden wirtschaftlichen Basis stand. Umfangreiche landwirtschaftliche Flächen und ausgedehnter Waldbesitz ermöglichten der Spitalstiftung die Fürsorge gegenüber Armen, Alten und Kranken. Bis in unsere Gegenwart kommt die Stiftung ihrer Aufgabe am historischen Ort nach, heute in Form eines modernen Seniorenheims.

Wie üblich gehört auch zum Aichacher Spital ein entsprechender Sakralbau: die dem Heiligen Geist geweihte Spitalkirche. Ungewöhnlich ist ihre zweischiffige Anlage. In ihrem Inneren birgt sie ein großes Wandgemälde, auf dem Herzog Ludwig im Barte – wohl fälschlicherweise – als Gründer des Spitals dargestellt wird. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gotteshaus stark in Mitleidenschaft gezogen. Ihre heutige Gestalt nahm die Kirche vor allem im 17./18. Jahrhundert an.

An der Fassade des Spitals befindet sich ein Wappenstein Herzog Ludwigs im Barte. Die Inschrift des Steins berichtet von umfangreichen Befestigungsmaßnahmen, die der Herzog 1418 in Aichach beginnen ließ. Darüber ist die Oswald-Legende abgebildet. Während der Regierungszeit des konfliktfreudigen Herzogs erlebte Aichach eine weitgehende Blütezeit.


Oberes Tor

Wohnort des Türmers

Das Obere Tor ist eines der imposantesten Wahrzeichen der Stadt. In den Jahren um 1331 wurden die beiden Stadttore Aichachs im Zuge des Befestigungsausbaus errichtet. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges zerstörten schwedische Streitkräfte das Stadttor bis auf den Torbogen. Erst sechzig Jahre später, 1697, erfolgte unter Stadtbaumeister Adler der Wiederaufbau des massiven Tores in barocken Formen. Als die Stadtbefestigung ihre militärische Funktion verloren hatte, kam es zu baulichen Veränderungen. In den 1860er Jahren wurden die seitlichen Fußgängerdurchgänge geschaffen.

Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts war das Obere Tor Arbeitsplatz und gleichzeitig auch Wohnort des Türmers. Wie andernorts waren auch die Aichacher Türmer ausgebildete Musiker, denen die Musikpflege in der Stadt oblag. Als Musikmeister prägten sie das städtische Leben bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.

Zur Aufgabe der Türmer gehörte aber auch die namengebende Turmwache. Dabei hatten die Türmer die Bewohner der Stadt bei drohender Gefahr mit einem Trompetensignal zu warnen. Davon zeugt auch die traurige Anekdote über den Stadttürmer Luitpold Port. Im Jahre 1899 war es zu einem schweren Unwetter gekommen. Als Luitpold Port zum zweiten Mal Alarm blasen wollte, traf ein Blitz seine Trompete. Er überlebte nur knapp und blieb durch den elektrischen Schlag zeitlebens gelähmt.

Heute schmücken die Außenseite des Tores eine steinerne Inschrift von 1508 mit dem Wappen Aichachs. Auf der Innenseite ist eine große Gedenktafel zu sehen, die an die Zerstörung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg erinnert. Darunter hängt eine 36 Kilogramm schwere Kanonenkugel aus dieser Zeit.


Obere Vorstadt

Vorstadt Kropfhausen

Die Obere Vorstadt umfasst die Werlbergerstraße, Münchener Straße sowie die Augsburger Straße und wurde urkundlich das erste Mal 1363 als „Vorstadt Kropfhausen" erwähnt. Da die Vorstadt ungeschützt vor den Mauern der Stadt lag, wurde sie in den Kriegen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mehrfach niedergebrannt.

Die Helenakapelle wurde 1592 urkundlich das erste Mal erwähnt, deutet jedoch aufgrund ihrer Bauweise mit halbrunder Apsis auf eine Entstehung im 12./13. Jahrhundert hin. Unklar ist, ob sich im Mittelalter bei der Kapelle auch ein Spital befand. Patronin der Kapelle ist die heilige Kaiserinmutter Helena, da diese einer Legende nach für die Auffindung des Kreuzes Jesu Christi steht und Partikel davon in der Kapelle zu sehen waren. Nun befinden sich die Kreuzpartikel in der Stadtpfarrkirche. Heute ist von der Kapelle äußerlich kaum noch etwas zu sehen, da sie 1808 verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.

Im September 1920 wurden große Teile der Vorstadt überschwemmt, 1929 die Werlbergerstraße gepflastert bzw. die Münchener Straße und die Augsburger Straße asphaltiert. Heute beinhaltet die Obere Vorstadt das Landratsamt Aichach-Friedberg in der Münchener Straße und bildet mit der Augsburger Straße eine Verbindung zum Einkaufszentrum am ehemaligen Milchwerk und in den Aichacher Süden.

Brauereien spielten im Wirtschaftsleben der Stadt eine große Rolle, so auch die Brauerei „Zum Hofmann", die am Zusammenstoß der Münchener und Augsburger Straße recht günstig gelegen war.


Schlossplatz

Verwaltungssitz seit Jahrhunderten

1964 wurden beim Ausheben der Baugrube für das Amtsgericht die Grundmauern des mittelalterlichen Schlosses entdeckt. Das Schloss war im Besitz der Landesherren, die von dort aus das Aichacher Land durch Pfleger verwalten ließen. Das herzogliche Pflegschloss wurde als hoher, aber schlichter Rechteckbau mit Satteldach, Treppengiebeln und geschossübergreifendem Anbau an der Südseite beschrieben. 1704 ist das Schloss in Folge des Spanischen Erbfolgekriegs niedergebrannt, allerdings kam es zu keinem Wiederaufbau.

Unter Verwendung der Mauerreste entstand von 1721-1724 ein neues Pflegamtsgebäude nach den Plänen des Münchners Philipp Zwerger. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude tiefgreifend verändert und diente bis 1978 als Landratsamt. Heute befindet sich am Schlossplatz das Aichacher Amtsgericht, mehrere Geschäfte und angrenzend die Aichacher Stadtpfarrkirche.

Stadtpfarrkirche

Gotik trifft Barock

Die Aichacher Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt hat eine lange Entstehungsgeschichte, deren Anfänge mindestens bis in 13. Jahrhundert zurückreichen. Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei ist auf den 17. Oktober 1153 datiert. Von dem ursprünglichen, romanisch/frühgotischen Bau der Kirche ist heute allerdings nichts mehr zu sehen. Dennoch wurde bei Renovierungsarbeiten eine Skulptur gefunden, die die Existenz einer romanischen Basilika bestätigt.

Des Weiteren ist erwähnenswert, dass sich die Kirche nicht im Zentrum der alten Stadt befindet. Dies liegt daran, dass die Siedlung Aichach mit ihrer Kirche schon lange existierte, aber bei der Entwicklung zur Stadt mehr Platz für Ansiedlungen und auch für einen repräsentativen Markt benötigt wurde. Nach Westen hin war dies nicht möglich aufgrund der sumpfigen Paarniederungen, die erst im 20. Jahrhundert weitgehend trockengelegt wurden. Somit konnte nur Richtung Norden, Süden und Osten ausgebaut werden. Dadurch ist die Kirche, im Verhältnis zum Stadtkern, ein ganzes Stück an den Rand gerückt.

Anfang des 16. Jahrhunderts erhielt die Kirche erstmalig ihre heutige Gestalt, wobei keine Dokumente über den Bau bekannt sind. Im Laufe der weiteren Jahrhunderte gab es mehrere Restaurierungen, die das Gotteshaus verändern sollten. In diesem Zuge wurden die beiden kleinen Kapellen am südlichen Seitenschiff 1706 und 1777 angebracht. Weiterhin wurde die Kirche in dieser Zeit zunehmend barockisiert. Zwischen 1861 und 1863 wurde das Gotteshaus unter Stadtpfarrer Konrad Danhauser im neugotischen Stil restauriert. Von 1906 bis 1908 fand eine Umgestaltung zum Jugendstil statt. Dieser sollte aber nur bis 1955 währen: Stadtpfarrer Johann Baptist Reiter befreite die Kirche in der Zeit von 1955 bis 1956 wieder vom Jugendstil.

Heute zeigt sich der Bau als dreischiffiges Gotteshaus, welches der Mutter Gottes geweiht ist. Der Kirchturm ist 49 Meter hoch und beinhaltet fünf neue Glocken, die 2017 feierlich geweiht und eingesetzt wurden. Im Inneren der Kirche fällt in erster Linie der Rokoko-Hochaltar auf. Dieser wurde von 1769 bis 1771 von Schreiner Johann Anton Wiest aus Schrobenhausen gefertigt. Der Altar ist 13,5 Meter hoch und 8,1 Meter breit und beinhaltet ein Gemälde, welches die Aufnahme Mariens in den Himmel zeigt. Der Künstler Ignaz Baldauf (1715-1795) aus Inchenhofen, der zu seiner Zeit Hofmaler des Augsburger Fürstbischofs war, schuf mit dem Kirchengemälde eine seiner besten Arbeiten.


Steubhaus

Ludwig Steub - ein "vergessener Schriftsteller"

Das Steubhaus steht in der Steubstraße, die am ehemaligen Krautmarkt zwischen Schlossplatz und Bauerntanzgasse verläuft und ebenso wie das Haus nach dem Schriftsteller und Juristen Ludwig Steub benannt wurde. Der Schriftsteller wurde im damaligen Stadtschreiberhaus geboren, das 1908 mitsamt dem Nachbarhaus abgerissen wurde, um ein neues größeres Haus zu bauen. Diese wurde bis zum Jahre 1967 mehrmals umgebaut und renoviert. Um an den ehemaligen Geburtsort des Schriftstellers zu erinnern, wurde an der Fassade eine Büste und eine Inschrifttafel zu Ehren von Ludwig Steub angebracht.

Zum Leben Steubs
Ludwig Steub entstammte bürgerlichen Verhältnissen und wurde als Kind des Andreas Steub und der Josephine Steub am 20.02.1812 in Aichach geboren. Steub besuchte das (heutige) Wilhelmsgymnasium München und schloss es 1829 ab. Im Selbststudium lernte er mehrere Sprachen und studierte Philosophie und Philologie, bevor er zur Rechtswissenschaft wechselte. Er wollte nach Griechenland gehen, wo der Wittelsbacher Prinz Otto König geworden war, und bewarb sich erfolgreich bei der dortigen Regierung. Allerdings wurde er nicht wie von ihm gewünscht Hochschullehrer oder Gouverneur, sondern Regentschaftssekretär. Im Februar 1834 zog er nach Griechenland, um die Regierung von König Otto in Nauplia zu unterstützen. Obwohl man ihm zum Bezirksrichter von Chalkis befördern wollte, kehrte er bereits 1836 nach München zurück. Seine Erlebnisse und Erfahrungen in Griechenland publizierte er in seinem Buch „Bilder aus Griechenland", das 1851 erschien.

Nach jahrelanger Tätigkeit am Praktikant beim Stadtgericht München, beim Appellationsgericht in Neuburg an der Donau und erneut in München promovierte er 1843 zum Dr. phil. über die Urbevölkerung Rätiens aus namenkundlicher Sicht („Über die Urbewohner Rhätiens und ihren Zusammenhand mit den Etruskern") und ließ sich wenige Jahre später als Rechtsanwalt nieder. 1863 wechselte er schließlich ins Notariat.

Inzwischen wurde Steub zum Münchener Korrespondenten des Stuttgarter Morgenblatts und knüpfte enge Kontakte zur Augsburger Allgemeinen Zeitung, worin viele seiner Reise- und Wanderberichte fortan erschienen. Als Schriftsteller widmete er sich der kulturgeschichtlichen Erschließung Altbayerns, Tirols sowie Südtirols, wobei Steub wandernd und forschend seine Ergebnisse zusammentrug, wodurch eine lebendige Mischung aus seinen eigener Erlebnissen, Landschaftsschilderungen, historischen Reminiszenzen und volkskundlichen Beobachtungen entstand. Nach dem Vorbild der Erlebnisberichte Wilhelm Heinrich Riehls entstanden so zahlreiche Wandereindrücke, darunter „Drei Sommer in Tiro" (1846), „Wanderungen im bayerischen Gebirge" (1862), „Herbsttage in Tirol" (1867) und „Altbayerischen Culturbilder" (1869).

Doch nicht nur als Reiseschriftsteller machte sich Ludwig Steub einen Namen. Anerkennung fanden auch seine Erzählungen und Novellen, die 1853 in dem Buch „Novellen und Schilderungen" bzw. 1881 in dem Band „Gesammelte Novellen" zusammengefasst wurden. Seine Novelle „Das Seefräulein" (1849) erzielte ab 1873 als Lustspiel zudem einen solchen Erfolg, dass es am Münchener Hoftheater und an österreichischen Bühnen wiederholt aufgeführt wurde. Im Gegensatz dazu steht sein in Geist und Stil der Jungdeutschen verfasster Roman „Deutsche Träume", dessen geschildeter Verhältnisse der Zeit vor 1848 nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprachen. Nachdem er sein Notariat 1880 niederlegte, wendete sich Steub wieder landeskundlichen Themen zu („Zur Namens- und Landeskunde der deutschen Alpen", 1885; „Zur Ethnologie der deutschen Alpen", 1887). Im Jahre 1883 erschien in Breslau seine Autobiografie  „Mein Leben". Am 16. Märtz 1888 starb Ludwig Steub und wurde auf dem Alten Nordfriedhof in München beerdigt.

Würdigung
Steub war ein Schriftsteller, der vor allem durch seine Schilderungen über das Land und die Sitten von Tirol als dessen literarischer „Entdecker" gilt. Seine Reiseschilderungen und Erzählungen, die meist vom Alpenraum handelten, wurden auch später noch gelegentlich aufgelegt, wenngleich er schon lange zu den „vergessenen Schriftstellern" zählt. In seinen Werken ist ein antiklerikaler Ton bemerkbar, der sich gegen einen allzu selbstgefälligen Katholizismus, wie er ihn in Bayern erlebte, richtete. Nur mit seiner Hilfe gelang er der Spielgemeinschaft Ritterschauspiele Kiefersfelden in den Jahren 1860 bis 1868, den Fortbestand ihres Dorftheaters zu erhalten und zu sichern. Durch Steubs Bücher wurden in Deutschland das Wort „Sommerfrische" zu einem bekannten Begriff.

Zudem bezog Steub im Januar 1866 deutlich Stellung gegen Antisemitismus, indem er die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machte, dass die eucharistische Wallfahrt zur Grabkirche in Deggendorf auf einer Vertuschung der Judenpogrome von 1337 bis 1338 basierte. Steubs Ansichten wurden letztendlich auch kirchlicherseits anerkannt, sodass 1992 die Wallfahrt offiziell eingestellt wurde. 


Unteres Tor

Von einer Wehranlage zum Museum 


Das Untere Tor, das wie das Obere Tor um 1331 Herzog Ludwig zum Schutz der Stadt erbauen ließ, ist – im Gegensatz zum Oberen Tor – einfach und schlicht gebaut und hat sich seinen altertümlichen Charme bis heute erhalten. Durch einen Großbrand im Jahre 1634, der fast die ganze Stadt zerstörte, wurde auch das Untere Tor stark beschädigt. Vor allem das Dach des Tors brannte komplett ab. Erst 1648 erhielt das Tor sein jetziges Dach, das auch „Spitzhelm" genannt wird. Die drei Kanonenkugeln, die am Tor befestigt sind, wurden bei Restaurationsarbeiten gefunden und erinnern an die Zerstörung des Turms im Laufe des Dreißigjährigen Kriegs. Über deren Herkunft und Alter ist jedoch nichts bekannt.

Die Außenseite des Unteren Tors schmückt ein Gemälde von 1893, das die Befreiung Aichachs von den Schweden durch General Johann von Werth zeigt. Der Künstler des Freskos ist Walter Heubach (1865-1923), der zur damaligen Zeit der bekannteste Maler der Umgebung war und sich unter anderem auf die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs spezialisiert hatte. Heute wird das Untere Tor als „Wittelsbacher Museum" von der Stadt genutzt.


Untere Vorstadt

Richtstätte und Brauereikeller

In der Unteren Vorstadt befanden sich die Aichacher Schießstätte, das Leprosenhaus und die Hinrichtungsstätte. Bis ins 20. Jahrhundert gab es dort mit der Garausbrauerei aber auch ein großes und beliebtes Gasthaus. Am Rand der Unteren Vorstadt liegt der Kellerberg. Dort hatten die meisten Aichacher Brauereien ihre Keller und Eisgerüste. Im Sommer herrschte dort reger Biergartenbetrieb. 

Die Untere Vorstadt wird aufgrund ihrer Lage auch „nördliche Vorstadt“ genannt. In der Donauwörther Straße befindet sich die Sebastianskapelle, welche spätestens seit dem 15. Jahrhundert bestand.

Ein weiteres Merkmal der Unteren Vorstadt ist die evangelische Paul-Gerhardt-Kirche im Jakobiweg. Im katholisch geprägten Aichach lebte 1860 nur ein Protestant, mit der Volkszählung von 1895 ergab sich bereits eine Anzahl von 125, welche in Diaspora lebten. Dank des Bemühens des „Evangelischen Vereins" wurde 1928 der Bau der Paul-Gerhardt-Kirche realisiert und im selben Jahr die Kirche eingeweiht. Die Planungen wurden vom renommierten Architekten German Bestelmeyer vorgenommen und waren wegweisend für den evangelischen Kirchenbau im süddeutschen Raum. 


Sebastianskapelle

Dem Stadtheiligen geweiht

Der heilige Sebastian gilt als Schutzpatron der Stadt Aichach. Die Kapelle wurde im 15. Jahrhundert erbaut und am 15. Juni 1484 vom Augsburger Weihbischof konsekriert. Bereits im 15. Jahrhundert wurde die Sebastiansbruderschaft gegründet.

Zerstörung und Wiederaufbau

Während des Dreißigjährigen Kriegs brannte Aichach nieder und die Kapelle wurde zerstört. Als 1634 die Pest ausbrach, beteten die Aichacher Bürger zum heiligen Sebastian, der ihnen Schutz vor dem „schwarzen Tod" bieten sollte. Als Dank wurde die Kapelle 1656 neu aufgebaut und im selben Jahr eingeweiht. Zum 100-jährigen Jubiläum der Sebastianskapelle wurde 1756 ein achttägiges Fest gefeiert. Hierzu reisten nach damaligen Angaben 36.000 Wallfahrer nach Aichach. Im Jahr 1794 wurde die Kapelle nach Osten erweitert und 1794 die Ausstattung der Kirche von innen vervollständigt.

Die kleine Kirche ist im Jahr 1903 und im Jahr 1935 von außen und innen restauriert worden. In den folgenden Jahren erhielt die Kapelle eine neue Glocke, die 1947 von Bischof Kumpfmüller geweiht wurde. Ab 1972 veranlasste die Stadt Aichach die Renovierung des Daches, des Mauerwerks und der Altäre sowie 2002 die Restaurierung der Kapelle von außen. Um 1985 wurde die Sebastiansprozession wiederbelebt, die auch heute noch am Sonntag vor oder nach dem Sebastianstag, dem 20. Januar, veranstaltet wird. Im Januar 2012 erhielt die Kapelle neue Glocken aus der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck, die noch im selben Jahr geweiht wurden.


Im Inneren der Kapelle

Die Kapelle ist heute eine durch Lisenen mit aufgelegten gotisierenden Strebepfeilern gegliederte Anlage mit einem quadratischen Turm mit pilasterbesetztem Aufsatz und eleganter, gedrückter Zwiebelhaube. Das Innere der einschiffigen Kapelle ist durch eine geschwungene Westempore, eine Stichkappentonne sowie einen klassizistischen Altar gekennzeichnet. Der östliche Abschluss wird durch eine gemauerte Altarwand abgegrenzt. Die Kapelle ist mit mehreren Figuren geschmückt wie der Figur des Heiligen Sebastian, den Kirchenvätern Hieronymus und Gregor der Große sowie mit Statuetten der Apostel. Besitzer der Kapelle ist die Stadt Aichach.


evangelische Kirche

Aichachs jüngstes Baudenkmal

Am Rand der Unteren Vorstadt und unweit des ehemaligen Stadtgrabens liegt die evangelische Paul-Gerhardt-Kirche - Aichachs jüngstes Baudenkmal. Die Grundsteinlegung des Kirchenbaus fand im November 1927 statt, eingeweiht wurde sie am 15. Juli 1928. Der evangelischen Gemeinde in Aichach war es damals gelungen, mit Professor German Bestelmeyer (1874-1942) einen namhaften Architekten zu beauftragen. Von Bestelmeyer stammen zahlreiche Entwürfe für Kirchenbauten. Charakteristisch ist sein „Reduktionsstil" und die Verbindung von Langhaus und Turm. Besonders augenfällig war dies vor der Erweiterung 1955, als die Kirche noch einen quadratischen Grundriss hatte und der Bau von einem Zeltdach bedeckt war. Ihren besonderen Charakter behielt die die Paul-Gerhardt-Kirche jedoch auch bei, nachdem man sie in der Länge erweiterte. Aus dem Zeltdach wurde dabei das heutige Walmdach.

Die Erweiterung war notwendig geworden, da nach dem Zweiten Weltkrieg viele evangelische Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach Aichach gekommen waren. Evangelische Christen lebten erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Aichach. 1906 fand im Rathaussaal der erste evangelische Gottesdient in Aichach statt. Im Anschluss daran wurde ein „Evangelischer Verein" gegründet, der unter anderem den Bau einer eigenen Kirche anstrebte. Mit Errichtung des Frauengefängnisses 1909 kam ein evangelischer Anstaltspfarrer nach Aichach, der sich auch der Seelsorge der evangelischen Christen vor Ort annahm. Nachdem die Evangelischen in Aichach über längere Zeit administrativ zu Augsburg gehört hatten, wurde das exponierte Vikariat 1958 zur selbstständigen Pfarrei erhoben.

Friedhof mit Kapelle

ein Stück Heimatgeschichte

Der bereits im 16. Jahrhundert errichtete städtische Friedhof bei der Pfarrkirche wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst und neben die Michaelskapelle verlegt. Dabei sind viele alte und wertvolle Grabsteine und Denkmäler verschwunden.

1931 und 1947 wurde der Friedhof erweitert und zählt nun zu den schönsten und gepflegtesten der altbayerischen Landstädte. Er zeigt viele schöne Grabdenkmäler, verbunden mit der Aichacher Heimatgeschichte. Ein Beispiel hierfür zeigte sich am rechten Eingang der Kapelle, dieses ist nun dort leider nicht mehr vorhanden. Das Marmor-Relief stammte vom Münchner Bildhauer Ludwig Schwanthaler, der auch die weltbekannte Münchner Bavaria schuf. Das Relief stellte einen betenden Priester mit gekreuzter Stola dar, die Inschrift besagte: ,,Dem würdigen Priester und biederen Ehrenmann Ignaz Himmel, Stadtprediger in Aichach …"‘. Errichtet wurde dieses kleine Denkmal von Herzog Maximilian in Bayern, als ,,schwachen Beweis innigster Freundschaft und Verehrung", was den ausgeprägten kulturellen und gesellschaftlichen Stand einiger Aichacher Bürger verdeutlichte.

Die Gottesacker-Kapelle
Die Gottesacker-Kapelle, die dem Hl. Michael geweiht ist, wurde während des 30-jährigen Krieges zerstört. Sie wurde 1668 unter der Leitung von Stadtpfarrer Matthias Molitor wieder aufgebaut.

Sie umfasst einen geschlossenen, einschiffigen Bau mit flacher Stichkappentonne über breiten Pilastern und einem Satteldachturm. Im Inneren finden sich schön geschnitzte Figuren der 12 Apostel, zwei Stück sind allerdings abhandengekommen. Der Altar ist im Stil des bäuerlichen Rokoko erbaut.

An der inneren Südwand findet sich ein Glaskästchen, das eine Dornenkrone und einen Nagel mit folgendem Hinweis beinhaltet: ,,Diese Dornenkrone ist aus den gleichen Dornen wie die unseres göttlichen Heilands (…). Der Nagel ist den in Rom aufbewahrten heiligen Nägeln des Kreuzes unseres Erlösers getreulich nachgebildet und an den echten Nägeln berührt worden."

Beide Reliquien haben die Geschwister Martin, gebürtig aus Aichach und in Augsburg ansässig, auf ihrer Pilgerreise nach dem Heiligen Lande im Jahre 1882 mitgebracht und der Gottesackerkirche ihres Geburtsortes geschenkt. 1972/73 wurde die Kapelle restauriert.

Die Glocke ist dem Heiligen Michael geweiht. Die Glockeninschrift lautet: ,,Dona nobis pacem!" (Gib uns Frieden!)

Weitere Informationen über den Aichacher Friedhof finden sich im Podcast auf http://www.aichach-am-ohr.de/ton1.html


Stadtmuseum

Vom Krankenhau zum Museum

Bereits im Mittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit bewegte die Krankenpflege Menschen rund um den Globus, folglich auch in Aichach. So wurde 1354 von Konrad dem Werder mit Hilfe einer großen Stiftung der Grundstein für das Hl.-Geist-Spital gelegt, das Kranken, Armen und Pilgern dienen sollte. Zudem wurde die Krankenversorgung von Badern gewährleistet, die kleinere Wunden und Knochenbrüche versorgten sowie auch Aufgaben wie das Ziehen von Zähnen, Schröpfen und Aderlassen übernahmen.

Außerhalb der Stadt, 1447 erstmals erwähnt, lag ein Leprosenhaus an der Straße nach Unterwittelsbach, das v.a. der Isolierung von ansteckenden Kranken diente. Dieses wurde 1801 zum zweckmäßigen Krankenhaus umfunktioniert. Es umfasste sechs Betten, eine Sozietät kümmerte sich um die Betreuung. 1833 wurde dieses um zwei Zimmer erweitert und vom Landgerichtsarzt Dr. Marius unterstützt. Grund hierfür war akuter Platzmangel, schlechte Luft und die steigende Angst vor der sich rasant ausbreitenden Cholera.

1842 wurde das Drängen der Regierung von Oberbayern ein neues Krankenhaus zu errichten, zunehmend größer, da das bestehende den Ansprüchen nicht mehr genügte. Dieses Vorhaben wurde jedoch erst 1860 umgesetzt.

Vier Jahre später, 1864, konnte das neue Krankenhaus – das heutige Stadtmuseum – auf der Stierwiese bezogen werden: Im Erdgeschoss befanden sich neben den Sanitäranlagen eine Tobzelle und zwei, nach Geschlechtern getrennte, Krankenzimmer mit je 13 Betten.

Betrieben wurde das Krankenhaus von den Mallersdorfer Schwestern.

Durch die Veränderungen in der Medizin und die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung stieg die Anzahl der Patienten drastisch an. Deshalb wurde ab 1912 ein Erweiterungsbau des Krankenhauses geplant. Am 8. Juni 1914 wurde dieser kurz vor Kriegsbeginn für insgesamt 150.000 Mark fertiggestellt. Neben weiteren Krankenzimmern umfasste er auch einen Operationssaal und Untersuchungsräume.

Sogar Königin Therese, die Frau von König Ludwig III., besuchte zusammen mit ihren Töchtern den umfangreichen Erweiterungsbau.

Im 1. Weltkrieg wurde ein Teil des Krankenhauses dem Frauenzweigverein des Roten Kreuzes zur Einrichtung eines Vereinslazarettes mit 27 Betten überlassen. Finanzielle Zuwendung erfuhr der Bau auch durch den Bürgermeister und Kommerzienrat Franz Beck.

Bei Beginn des Russlandfeldzugs, 1941, wurde ein Reservelazarett eingerichtet und bereits zwei Jahre später durch eine Krankenbaracke erweitert.

Das ehemalige Krankenhaus als Stadtmuseum

Mit dem Anstieg der Bevölkerung und den zunehmenden Fortschritten in der Medizintechnik war auch dieser Bau keine 50 Jahre nach seiner Eröffnung zu klein geworden. Ein Neubau war trotz verschiedener Maßnahmen unumgänglich geworden. Mit Ablauf des Jahres 1967 schloss das städtische Krankenhaus Aichach seine Pforten. 1968 nahm das neue Kreiskrankenhaus Aichach seinen Betrieb auf.

Heute dient das Gebäude als Stadtmuseum, der Altbau wurde bereits 1972 feierlich eröffnet. 

JVA Aichach

Stafvollzug seit 1909

Die Anfänge der Justizvollzugsanstalt

Im Dezember 1903 bewarb sich die Stadt Aichach um eine „Strafanstalt für weibliche Gefangene“. Schon im Jahr 1904 erteilte die Hohe Kammer in München der Stadt Aichach eine Baugenehmigung für die Justizvollzugsanstalt. Im selben Jahr begannen die Bauarbeiten, die 1908 abgeschlossen wurden.

Die Anlage umfasste ein Arbeitsgebäude, ein Wirtschaftsgebäude, eine Schule, einen Verwaltungsflügel, eine Krankenabteilung sowie vier Flügel mit Häftlingszellen. Die spezielle Bauweise der Strafanstalt ermöglichte eine Trennung der Gefangenen nach Straftaten und Alter. Ebenfalls befand sich in der Haftanstalt eine kleine Kirche. Die Anstaltskirche weist eine besondere winkelförmige Disposition auf, die möglicherweise von der evangelischen lutherischen Stadtkirche des 17. Jahrhunderts in Freudenstadt inspiriert ist. Am 22. Juni 1909 wurde die Kirche zu Ehren der Mutter Gottes von dem Augsburger Bischof Maximilian von Lingg eingeweiht. Insgesamt finden in der Anstaltskirche 447 Häftlinge Platz.

Das Wirtschaftsgebäude der Anlage umfasste eine Küche und Waschküche, einen Bügel- und Trockenraum, Speisezimmer für Aufseherinnen, eine Bäckerei sowie eine Heizungsanlage. Im Arbeitsgebäude befanden sich die Arbeits- und Schlafsäle der Häftlinge, ein Turnsaal sowie ein Bibliotheksraum. Auch gab es in der Justizvollzugsanstalt eine Schule, die alle Häftlinge bis zum 30. Lebensjahr besuchen mussten. Insgesamt war die Anlage nach sechs unterschiedlichen Haftarten gegliedert: das Zuchthaus, das Arbeitshaus, das Jugendgefängnis, das Gefängnis, das Arbeitshaus der bayer. Innenverwaltung und die Sicherheitsverwahrung.

Am 1. Januar 1909 wurde die Anstalt in Betrieb genommen. Frauen wurden damals häufig aufgrund von Betrug, Diebstahl und Totschlag inhaftiert. Der Hauptbestandteil des Lebens der Häftlinge war die Arbeit, die sie bis zu 10 Stunden am Tag verrichteten. Die Frauen übten zahlreiche Arbeiten von Backen bis Teppichweben aus. Auch um die Nahrungsmittelversorgung der Häftlinge stand es zu Friedenszeiten gut. Um Geld zu sparen und die Nahrungsmittelsituation zu verbessern, erwarb die Justizvollzugsanstalt 1924 einen Gutshof in Oberschneitbach, auf dem zukünftig einige Frauen arbeiten sollten. Im Laufe der Jahre wurde die Frauenanstalt als „bayerische Musteranstalt“ bekannt.

Die Strafanstalt im Nationalsozialismus

Zu Zeiten des Nationalsozialismus führten neu erlassene Gesetze zu einem Anstieg der Gefangenenzahl in der Strafanstalt. Beispielsweise mussten die Augsburger Kommunistin Anna Pröll oder die österreichische Kommunistin Marianne Schütte-Lihotzky aufgrund neuer Gesetze der Nationalsozialisten ihre Haft in Aichach antreten. Im Laufe der Zeit stieg die Gefangenenzahl von 761 Personen im Jahre 1936 auf 3100 Personen 1945 an. Aufgrund dieser Überbelegung gab es viele Kranke, weshalb der Turnsaal sowie 10 Zellen als Spital betrieben wurden. Das nationalsozialistische Regime erließ 1933 „Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchs“. Dieses Gesetz sollte vermeiden, dass Gefangene Kinder bekommen, weshalb viele Gefangene aufgrund „angeborenen Schwachsinns“ unfruchtbar gemacht wurden. Ebenfalls fuhren zu dieser Zeit spätnachmittags Züge, mit vermummten Frauen beladen, nach oder aus Aichach. Nach kurzer Zeit wurden Ankunft und Abfahrt der Züge geheim gehalten, um Personen Kontakt zu den Zuginsassinnen zu verwehren und um Deportationen unübersichtlich zu gestalten. Einige Gefangene der Anstalt wurden in das Konzentrationslager Dachau deportiert sowie 362 Häftlinge von 1943 bis 1945 nach Auschwitz. Am 30. April wurde das Gefängnis Aichach von amerikanischen Truppen befreit, die die Strafanstalt für ein Konzentrationslager hielten und alle Gefangenen bis auf 139 Personen frei ließen.

Die Justizvollzugsanstalt von 1945-1980

1945 betrug die Gefangenenzahl 531 Personen. Die tägliche Arbeit wurde auf 8 Stunden am Tag verkürzt. Außerdem erfolgte die Einrichtung einer Lohnwäscherei, eines Nähbetriebs sowie einer Anstaltsbäckerei. Die Anstaltskirche wurde 1947 umgestaltet und ab 1952 fanden erste Ausbildungen zur Damen- und Wäscheschneiderin statt. Im Jahre 1961 wurden erste Umbauarbeiten in der Strafanstalt begonnen, die die Renovierung einzelner Flügel, Einbau von Waschbecken, etc. umfassten. Da sich die Anstalt aufgrund der sinkenden Häftlingszahl und aufgrund Personalmangels die Bewirtschaftung des Gutshofes in Oberschneitbach nicht mehr leisten konnte, wurde jener 1970 verkauft. Als die Gefangenenzahlen weiter sanken, wurde die Anstalt 1974 erstmals mit männlichen Gefangenen belegt. Bereits ein Jahr später sind in Aichach 82 Männer inhaftiert.

Die Justizvollzugsanstalt von 1980 bis heute

Im Laufe von Sanierungsarbeiten wurde die Wehrungsmauer 1980 sowie die Strafanstalt selbst 1989 erweitert. Da die Kinderbetreuung für inhaftierte Mütter nahezu unmöglich war, wurde 1992 ein Neubau mit Mutter-Kind-Abteilung und Kindertagesstätte errichtet. Ebenfalls wurden in diesem Jahr die Krankenabteilung saniert und ein neues Bedienstetenwohnheim gebaut. Insgesamt erfolgte eine umfassende Erweiterung und Sanierung der Gesamtanlage von 1984 bis 2000. Heute bietet die Strafanstalt allen Bürgern die Möglichkeit, Produkte aus der Gärtnerei und der Bäckerei zu erwerben sowie den Wäschereiservice zu nutzen. Die Justizvollzugsanstalt Aichach wurde vor allem wegen ihrer berühmten Gefangenen wie Margarete Schütte-Lithotzky, Ingrid van Bergen oder Brigitte Mohnhaupt deutschlandweit bekannt. Heute ist die Justizvollzugsanstalt mit einer Belegungsfähigkeit von 563 Haftplätzen eine der größten und modernsten Frauenstrafanstalten der Bundesrepublik Deutschland. 

Auch rund um Aichach gibt es einige Sehenswürdigkeiten zu entdecken: 

Unterwittelsbach

Die "Burg" von Sisi's Vater Max 

Wenige Kilometer vom Aichacher Stadtkern entfernt liegt das Wasserschloss Unterwittelsbach. Die erste geschichtliche Erwähnung geht auf Klosterurkunden des 12. Jahrhunderts zurück. Etliche Male hat das Schloss in den folgenden Jahrhunderten seinen Eigentümer gewechselt, bis es im Jahr 1500 an das Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra verkauft wurde. Aufgrund des katholischen Rechtsgrundsatzes „cuius regio, eius religio“ (lat. „wessen Gebiet, dessen Religion“) waren die Mönche 1537 gezwungen, die Stadt Augsburg zu verlassen und zogen in das Schloss ein. Noch viele Jahre danach lag es in deren Besitz, hat dann aber den Eigentümer wiederum mehrmals gewechselt.

Im Jahr 1838 gelangte das Schloss an Herzog Maximilian in Bayern, den Vater der berühmten Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, auch „Sisi“ genannt. Er nannte es seine "Burg" und wurde von ihm als Jagd- und Sommerresidenz genutzt. Bis 1958 blieb das Schloss in Familienbesitz.

Nach weiteren Besitzerwechseln wurde das Unterwittelsbacher Wasserschloss 1999 von der Stadt Aichach erworben und restauriert. Als Station der „Sisi-Straße“ finden im häufig auch „Sisi-Schloss“ genannten Schloss verschiedene Veranstaltungen wie beispielsweise Kunstmärkte oder alljährliche Ausstellungen zur Kaiserin statt. Außerdem sind sowohl die Schlosskapelle als auch der Schlosspark im Stil eines englischen Landschaftsgarten zu sehen.


Oberwittelsbach

Der Stammsitz der Wittelsbacher

Einige Kilometer östlich der Stadtmitte von Aichach stand vor etwas mehr als 800 Jahren die Stammburg der Wittelsbacher, welche im Jahr 1115 erstmals urkundlich erwähnt wird. Ihr Bau durchlebte verschiedene Bauphasen, die im 12. Jahrhundert allesamt abgeschlossen wurden. 1180 stiegen die Pfalzgrafen von Wittelsbach von ihrer Burg aus zur Herzogswürde auf. Als Reaktion auf den Bamberger Königsmord von 1208 ließ Herzog Ludwig I. die Burg schleifen und über der ehemaligen Burgkapelle eine Sühnekirche errichten. Wenige Jahre später wurde diese an den deutschen Orden übergeben und 1418 vom Deutschordenskomtur von Blumenthal vergrößert.

Im Jahr 1834 wurde das „Wittelsbacher Nationaldenkmal“ eingeweiht, das einige Jahre später sogar von König Maximilian II. besucht wurde.

Von 1978-1981 fanden am Burgberg Ausgrabungen statt, wobei vor allem Mauerreste der Burganlage nachgewiesen werden konnten.

Untergriesbach

Seit der Jungsteinzeit besiedelt

Das sandige Bächlein, das von den Waldhügeln bei Oberwittelsbach durch Aichach zur Paar fließt, gab dem Ort seinen Namen. Die Lage am Bach und die fruchtbaren Böden machten Untergriesbach nachweisbar seit der Jungsteinzeit zu einem günstigen Siedlungsplatz. Die Straße von Aichach nach Freising führte ehedem durch den Ort. Urkundlich nachweisbar ist Untergriesbach seit dem 12. Jahrhundert.

Mit rund 20 alten Anwesen erreichte das Dorf 1818 gerade so die Min­destgröße für eine politische Gemeinde. Die Aufgaben, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anstanden, waren jedoch für den kleinen Ort kaum leistbar. Zum Jahr 1970 ließen sich die 275 Einwohner in die Stadt Aichach eingemeinden. Sowohl kirchlich als auch schulisch hatte der Ort ohnehin immer zu Aichach gehört.

Die Herz-Jesu-Kapelle wurde 1865 errichtet und 1948 um den Turm an der Westseite ergänzt.

Schloss Blumenthal

Sitz des Deutschherrenordens

Schloss Blumenthal liegt zwischen dem Aichacher Ortsteil Klingen und der Gemeinde Sielenbach. Es wurde von dem Deutschherrenorden gegründet und gehörte zur Deutschordensballei Franken. Im Jahre 1296 wurde erstmals der Name „Bluementhal“ erwähnt. 100 Jahre später, am Ende des 14. Jahrhunderts, wurde die Kommende Blumenthal zum Hauptsitz der Komture (Leiter eines Ordenshauses) umgewandelt.

Das ursprüngliche Schloss wurde erst um 1658 erbaut, wie man an einer Wappentafel von Komtur Heinrich von Bobenhausen erkennen kann. 1719 barockisierte Freiherr von Weichs die Kirche. Bis 1806 war Blumenthal im Besitz des Deutschen Ordens. Durch die Säkularisierung fiel es in den Besitz des Bayerischen Staates, jedoch erwarb Graf Fugger von Dietenheim die Anlage noch im selben Jahr. Zwischen 1822 und 1836 riss der Erbe, Graf Karl Rasso, das Wasserschloss ab und das neue Schloss wurde westlich der Alten Burg erbaut. Es diente den Fuggern als Wohnsitz. Im Jahre 1871 wurde es an die fürstliche und gräfliche Fuggersche Stiftung verkauft. Bis 1952 wurde Blumenthal mit mehr als 800 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Danach gründeten die Fuggerschen Stiftungen ein Altersheim mit 27 Pflegeplätzen, das von Schwestern des Deutschen Ordens betreut wurde. In diesem Altersheim wurden insbesondere Adelige aus dem Osten aufgenommen, welche dort bis 2006 wohnhaft waren.

Seit 1986 versuchte die Fuggersche Stiftung Blumenthal zu verkaufen, da das Alterhseim nicht mehr den Richtlinien entsprach und wirtschaftlich nur noch Verluste machte. 2007 wurde Blumenthal von Privatinvestoren übernommen, die die Anlage renovierten und noch im selben Jahr eine Gaststätte eröffneten. Die katholische Kirche untersteht dem Pfarramt Klingen. Seit 2008 finden dort regelmäßig Hochzeiten statt. Zu besonderen Anlässen werden auch Messen veranstaltet und gelegentlich kommen Wallfahrer zu der Kirche. Auf dem Grundstück ist auch noch eine alte Brauerei zu finden.

Etwas östlich von Blumenthal liegt die Ruine der St. Georgkapelle. 


Schnaitbacher Einung

Beginn des Parlamentarismus

Die Schnaitbacher waren sogenannte Edelfreie und können heute über mehrere Generationen nachgewiesen werden. Erstmals erschienen sie 1099, als sie sich noch von Aresing nannten.

Sie schlossen sich nach dem Zerfall der Grafschaften - eine Folge des Investiturstreits - den Wittelsbachern an und wurden wichtige Dienstmannen von diesen. Als Ritter waren sie zum Führen von Waffen berechtigt. Sie hatten auch ein eigenes Wappen, auf welchem unter anderem eine Brezel abgebildet war. Die Schenken von Schnaitbach hatten als Lehen um 1280 einen herzoglichen Grundbesitz, der aus drei Höfen, einer Mühle, Hofstätten und Gärten bestand.

Aufgrund vielerlei Machtkämpfe zwischen den Habsburgern und den Wittelsbachern befand sich das Herzogtum Bayern gegen Ende des 13. Jahrhunderts in einer militärisch, politisch und finanziell katastrophalen Lage. 1292 forderte Herzog Ludwig eine Steuer, deren Erhebung der Adel nicht verhindern konnte, obwohl diese nicht rechtens war. Da der Adel aber immer mehr Macht gewann – vor allem, wenn er geschlossen auftrat – und der Herzog auf eine Einigung und die Unterstützung des Adels angewiesen war, musste er dem Adel rechtliche Zugeständnisse machen. Deshalb wurde am 2. Januar 1302 eine für ganz Bayern bis heute bedeutsame Urkunde von dem späteren Kaiser Ludwig dem Bayern und seinem Bruder Rudolf auf der Burg Schnaitbach ausgestellt.

Der genaue Inhalt der „Schnaitbacher Einung“ konnte nur durch eine Abschrift, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und im Stadtarchiv München aufbewahrt wird, überliefert werden, da die originale Urkunde nicht erhalten ist. Durch die „Schnaitbacher Einung“ ist es dem Landadel gelungen, das Recht des Widerstands gegen die regierenden Herzogsbrüder Rudolf und Ludwig sowie das Recht des Zusammenschlusses erstmalig durchzusetzen. Letzteres ist der Grund, warum die „Schnaitbacher Einung“ als Beginn des Parlamentarismus in Bayern gilt. Als Gegenleistung für die erhaltenen Rechte und die gelungene Emanzipation half der Landadel den Herzögen bei der Beschaffung von Geldern. Die Vereinigung des Adels wird zum Pendant gegenüber dem Herzog.

Die folgenden Jahre (die Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts) können als Blütezeit Unterschneitbachs bezeichnet werden, denn Schnaitbach war von solcher Wichtigkeit, dass es in zwei bedeutenden Urkunden der Wittelsbacher erwähnt wurde. Zum einen in der Urkunde über die Teilung Oberbayerns und zum andern im Wittelsbacher Hausvertrag von Pavia, welcher die Trennung von Bayern und der Pfalz regelte. Das Ende dieser Blütezeit war wohl im Jahr 1395, in welchem die Burg Schnaitbach im Ersten Bayerischen Hauskrieg zerstört wurde.

Mühle Unterschneitbach

Denkmalschutzmedaille für Sanierung

Die Alte Mühle in Unterschneitbach lässt sich bis zum Beginn des 17. Jahr­hunderts nachweisen. Hier war auch der älteste namentlich bekannte Raucher des Aichacher Landes zu Hause: Der Müller Narzissus Mutschelle hatte Mitte des 17. Jahrhunderts regelmäßig zusammen mit den nebenan hütenden Viehhirten Tobackh getrunken.
Das heutige Hauptgebäude wurde 1690 errichtet und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert. Es gehört zu den ältesten dörflichen Profanbauten der Region. Nachdem 1892 die Neue Mühle als Roggenmühle errichtet worden war, diente die Alte Mühle nur noch zu Wohnzwecken.
Der Blankziegelbau der Neuen Mühle, die heute als Industriedenkmal gilt, wurde Anfang des 21. Jahrhunderts als Wohnbau saniert. Ab 2013 wurde auch die Alte Mühle restauriert. Für die vorbildliche Instandsetzung erhiel­ten die Besitzer 2018 die Denkmalschutzmedaille des Freistaats Bayern. Einen Beitrag dazu finden Sie hier.


Unterschneitbach

Chorturmkirche aus dem 12. Jahrhundert

Die Ursprünge des Ortes Unterschneitbach liegen im Dunkeln. Erstmals er­wähnt wurde Schneitbach um 1126. Schon früh befand sich das Dorf im Besitz der bayerischen Herzöge, die es immer wieder an Ministerialen ver­lehnten. Von 1720 bis 1805 gehörte es zur Deutschordenskommende Blu­menthal. Ab 1818 bildete Unterschneitbach eine selbstständige Gemeinde.

Mit seinen rund 25 alten Anwesen gehörte Unterschneitbach zu den klei­neren Gemeinden und stand stets in engem Bezug zur nahe gelegenen Stadt Aichach. Zum Jahr 1970 ließ sich Unterschneitbach mit damals etwa 400 Einwohnern nach Aichach eingemeinden.
Während Unterschneitbach lange Zeit eine eigene Schule hatte, gehört der Ort kirchlich zur Stadtpfarrei Aichach. 

Filialkirche St. Emmeran

Angeblich soll die Kirche früher einmal das einzige Gebäude im Dorf gewesen sein, welches aus Stein gebaut war. Der älteste Bauteil der Kirche, der Satteldachturm, wurde wohl im 12. Jahrhundert, also zur Zeit der Romanik, gebaut. Der Altarraum befindet sich im Untergeschoss des Turms, weshalb es sich um eine Chorturmkirche handelt. Der wuchtigen Chorturm könnte im Zusammenhang mit der ehe­maligen Burg entstanden sein. Die Kirche war ursprünglich mit farbigen Wandfresken ausgemalt, geringe Reste befinden sich an der Nordwand des Kirchenschiffs. Im Jahr 2016 wurde die Renovierung der Kirche abgeschlossen. Heute hat die Kirche vier Bronzeglocken, von welchen die älteste aus dem Jahr 1719 stammt. Erst im Jahr 1922 erhielt die Kirche eine Orgel.

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Grubet

Mittelalterlicher Eisenerzabbau

Das Grubet bei Aichach ist ein bewaldeter Höhenzug, der sich auf eine Höhe von bis zu 500 Metern über dem Meeresspiegel erstreckt. Nur aufgrund seiner geographischen Lage und reichlichen Eisenerzvorkommens war dort überhaupt der Abbau von Erz möglich. Aufgrund dieser Voraussetzungen findet man in diesem Waldstück ca. 3500 Gruben, die dort vor über 1000 Jahren mit der Hand in den Waldboden gegraben wurden, um Eisenerz zu gewinnen. Wer dort arbeitete, ist leider nicht bekannt.

Mit sogenannten „Rennöfen“ wurde das Erz an Ort und Stelle verhüttet. Ein „Rennofen“ hat die Form eines Schachtofens (auch „Kamin“), der mit Holz, Holzkohle oder Torf beheizt wird. Bei der richtigen Temperatur wird er schließlich wechselschichtig mit Holzkohle und Erzknollen aufgefüllt. Bei Temperaturen von 1100 bis 1350 °C werden Teile des Eisenerzes noch im festen Zustand zu Eisen reduziert. Bei dieser Form der Gewinnung ergibt sich eine Eisenausbeute von 25 bis 30 Prozent. Als Beiwerk dieses Vorgangs bildet sich die sogenannte „Schlacke“, die aus Öffnungen an den Seiten des Ofens „rinnt“ (daher der Name „Rennofen“). Obwohl die Technik aus heutiger Sicht recht einfach war, war die Produktion insgesamt sehr aufwendig und ineffizient, doch für die damalige Zeit die einzige Möglichkeit, an Eisen zu kommen und somit revolutionär. Heute sind aus dieser handwerklichen Zeit nur noch die Gruben vorhanden, die die Besucher immer wieder faszinieren. In einem archäologischen Freigelände wird aber die Funktionsweise der Rennöfen erläutert.