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Geschichte der Stadt Aichach

Die Geschichte Aichachs ist eng verbunden mit der Dynastie der Wittelsbacher. Seit 1115 benannten sich die vormaligen Grafen von Scheyern nach ihrer Burg Wittelsbach unweit von Aichach, von hier aus wurden sie 1180 mit dem Herzogtum Bayern belehnt, das sie fortan 738 Jahre lang als Herzöge, Kurfürsten und Könige regierten.

Nach dem Bamberger Königsmord 1208 – Pfalzgraf Otto von Wittelsbach hatte König Philipp von Schwaben mit dem Schwert erschlagen – wurde die Burg Wittelsbach geschleift und ihre Steine anderweitig verwendet. Abgesehen von der Burgkirche, die bis zum heutigen Tag an die einstmalige Burg erinnert, gerieten der Burgplatz und sein Schicksal über viele Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts begann man, sich der geschichtlichen Bedeutung des Platzes bewusst zu werden.

An die Stelle der zerstörten Burg, von der aus das weite Umland verwaltet worden war, trat nun zu Beginn des 13. Jahrhunderts der Ort Aichach. Die dortige Pfarrei übergab Ludwig der Kelheimer bereits 1210 dem Deutschen Orden. Innerhalb von eineinhalb Jahrhunderten wurde Aichach zu einer Stadt ausgebaut und 1347 verlieh Ludwig der Bayer der Stadt wichtige Rechtsprivilegien.

Der Dreißigjährige Krieg brachte auch für Aichach großes Leid. In Auseinandersetzungen zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen wurde Aichach in den 1630er Jahren mehrfach zerstört. Der Spanische Erbfolgekrieg zog Aichach 1704 ebenfalls schwer in Mitleidenschaft. Nach den Napoleonischen Kriegen, in denen vor allem die Einquartierungen hunderttausender von Soldaten schwer auf der Stadt und ihren Bewohnern lasteten, entwickelte sich Aichach zu einer modernen Verwaltungsstadt. Der Anschluss an die Bahnlinie Augsburg – Ingolstadt, der 1875 geschaffen wurde, sorgte für wirtschaftliche Belebung. 1909 eröffnete in Aichach Bayerns erste und lange Zeit einzige Justizvollzugsanstalt für Frauen. Durch die Neuansiedlung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg sowie zahlreicher Neubürger in den folgenden Jahrzehnten wuchs Aichach stark an, ohne jedoch seinen altbayerisch-charmanten Charakter zu verlieren.

 

Chronik der Stadt Aichach

Aichach kann auf eine 1.000 jährige Geschichte zurückblicken. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts (vor 1078) wird die Kirche von Aichach erstmals in einer chronikalischen Notiz des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg genannt. Die Ansiedlung ist sicher älter.

1100-1400

1115: erstmals nennt sich Otto, einer der Grafen von Scheyern, nach Wittelsbach, der im Stadtgebiet gelegenen Stammburg des jahrhundertelang regierenden bayerischen Herrscherhauses der Wittelsbacher. Wenig später erscheint Otto von Wittelsbach als Pfalzgraf von Bayern und damit als Herr über die königlichen Güter im Aichacher Raum und als oberster Richter in Bayern.

Um 1135/40: in einer undatierten Urkunde werden erstmals ein Gottfried und ein Hermann von „Aichahe“ genannt, wohl Dienstleute der Pfalzgrafen von Wittelsbach. Dies ist vermutlich der Grund für die Annahme, dass der Pfalzgraf in Aichach eine Burg gebaut habe.
1177: in einer Urkunde wird von einem „burgus“ Aichach gesprochen, womit wohl die zur Burg in Oberwittelsbach gehörige Siedlung gemeint ist.

1180: belehnt Kaiser Friedrich I., genannt Friedrich Barbarossa den Pfalzgrafen Otto den Älteren († 1183) mit dem Herzogtum Bayern. Die Dynastie regierte Bayern bis 1918.

1209: die Burg des letzten Pfalzgrafen Otto VIII. in Oberwittelsbach wird geschleift. Er war geächtet worden, da er 1208 den staufischen König Philipp von Schwaben in Bamberg ermordet hatte. Der Besitz des Pfalzgrafen im Land um Aichach fällt an die herzogliche Linie der Wittelsbacher.

1210: schenkt Herzog Ludwig I. der Kelheimer die Kirche von Aichach dem Deutschen Orden.

Um 1230: ist Aichach der Sitz eines herzoglichen Kastenamtes, das bald als Landgericht das Gebiet des späteren Landkreises und den Raum um Friedberg und Schrobenhausen umfasst.

1250: wird erstmals ein Komtur als Leiter eines Hauses des Deutschen Ordens in Aichach genannt. Aichach war bis 1384 der Sitz einer Deutschordenskommende, die dann nach Blumenthal verlegt wurde und bis 1806 bestand.

1331: erstmals wird vom Bau einer Mauer um den „Markt“ Aichach in einer Urkunde gesprochen.

1347: verleiht Kaiser Ludwig der Bayer „unser Statt Aychach (…) allw die Recht (…) die unser Statt due die Burger ze Munichen (…) habent“.

1354: bestätigt der Bischof von Augsburg die Stiftung des Spitals durch den Bürger Konrad der Werder und dessen Frau Elisabeth.

1394/95: belagert Herzog Johann II. von Bayern München zweimal Aichach, die Stadt seines Bruders Stephan III. von Bayern-Ingolstadt.

1400-1800

1418: verstärkt Herzog Ludwig der Bärtige von Bayern-Ingolstadt die Befestigung der Stadt, wovon noch die kunstvolle Inschriftentafel, Oswaldlegende, an der Spitalkirche und die Stadttore und Mauerreste zeugen.

1504: Kaiser Maximilian I. kommt persönlich nach Aichach, um mit 23 Räten und Gesandten im Rathaus über das erledigte Herzogtum Bayern-Landshut zu beraten.

1634: brennt die Stadt nach einer Belagerung nahezu völlig ab. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges ziehen die Truppen der Kriegsparteien immer wieder durch die schwer mitgenommene Stadt an der Straße von Augsburg nach Regensburg. Der Schwedengeneral Gustav Horn und die kaiserlichen Generäle Aldringen und Jan van Werth stehen sich um Aichachs Willen gegenüber.

1704: englische, holländische und spanische Truppen kommen nach Aichach und das herzogliche Schloss wird ein Opfer des Spanischen Erbfolgekrieges.

1792: arbeiten in Aichach 24 Uhrmachermeister, zum großen Teil für den Export nach außerhalb von Altbayern. Zu dieser Zeit sind etwa 10 % der Gewerbetreibenden Uhrmacher.

1796: ziehen französische und österreichische Truppen durch die Stadt und nehmen zum Leidwesen der Bürger in und bei Aichach Quartier. Im Gasthof des Bräuers Lorenz Alois Gerhauser am Stadtplatz wohnen unter anderem der französische General Saint Cyr und 1799 sogar der Kosakenführer Rimsky Korsakov.

 

1800-1950

1812: wird im Stadtschreiberhaus Ludwig Steub geboren, der später mit dem helenischen König Otto I. nach Griechenland kommt und durch seine Reiseberichte über Tirol sowie über Sitten und Bräuche im bayerischen Oberland zum Entdecker der Schönheit des Alpenlandes wird.

1875: wird die Bahnlinie Augsburg – Aichach – Ingolstadt eröffnet.

1904-1908: Aichach bekommt die große Frauenstrafanstalt.

1913: Eröffnung der Postautoverbindung Aichach – Altomünster.

1918: im Ersten Weltkrieg fallen allein 131 Männer aus der Stadt Aichach.

1925: ein Tiefbrunnen wird zur Sicherstellung der Wasserversorgung der Stadt gebaut.

1931: Bau eines Freibades.

1934: Bau des Postgebäudes in der Bahnhofstraße und Errichtung des Staatlichen Gesundheitsamtes.

1935: Bau einer Heimstättensiedlung.

1945: beim Einmarsch der Amerikaner werden eine Frau und ihr Kind getötet, sonst gab es kaum Schäden. Im Zweiten Weltkrieg müssen 258 Aichacher ihr Leben lassen.

 

1950-2000

1958: Einweihung der neuen Volksschule in der Ludwigstraße.

1966: Richtfest auf dem Hauptbau des neuen Kreiskrankenhauses.

1967: Unterrichtsbeginn in der neuen Realschule.

1972: Die Kreise Aichach und Friedberg werden im Rahmen der Gebietsreform zusammengelegt. Aichach bleibt Kreissitz. Josef Bestler wird als Landrat des Großkreises Aichach-Friedberg wieder gewählt. Alfred Riepl wird Bürgermeister. Im Zuge der Gebietsreform werden umliegende Orte eingemeindet.

1972: Einweihung der neuen Hauptschule an der Jahnstraße.

1974: Aufnahme des Unterrichts am Gymnasium.

1978: Einzug in das neue Landratsamt an der Münchener Straße und Einweihung der Ortsumgehung der Bundesstraße 300.

1980: Der Landkreis erbaut ein großes Sportstadion.

1985: Die Stadt feiert „750 Jahre Stadt Aichach“.

1987: Neubau des Verwaltungsgebäudes I am Tandlmarkt 13.

1987: Neubau einer Tiefgarage an der Schulstraße/Martinstraße.

1991: Unterzeichnung des Städtefreundschaftsvertrags mit der Marktgemeinde Brixlegg in Österreich.

1992: Unterzeichnung des Städtefreundschaftsvertrags mit der Stadt Schifferstadt in Rheinland-Pfalz.

1994: Einweihung der neuen Ortsdurchfahrt in Griesbeckerzell.

1995: Einweihung des Neubaues des Alten- und Pflegeheims der Heilig-Geist-Spitalstiftung.

1996: Fertigstellung des städtischen Freibades und bezugsfertiger Neubau der Grundschule in Aichach-Nord.

1997: Das Biomasse-Heizwerk in Aichach-Nord geht ans Netz.

1997: Aichach feiert „650 Jahre Verleihung des Münchner Stadtrechts“.

1997: Fertigstellung der Edith-Stein-Schule.

1997: Die Stadt kauft das ehemalige Sanitätsdepot an der Donauwörther Straße.

1998: Neu- und Umbau der Kläranlage.

1999: Erwerb des Wasserschlosses in Unterwittelsbach durch die Stadt Aichach.

 

ab 2000

2001: Der neue Walderlebnispfad am Grubet wird eröffnet.

2006: Unterzeichnung des Städtefreundschaftsvertrages mit der Stadt Gödöllö in Ungarn.

2006: Das städtische Haus der Senioren (im alten Taglöhnerhaus) nimmt seine Arbeit auf.

2007: Das Biomasse Heizwerk wird zum Heizkraftwerk (mit Stromerzeugung) ausgebaut – ein Meilenstein.

2007: Aichach schafft die Aufnahme in die Städtebauförderung.

2007: Anschluss des Stadtteils Edenried an die Aichacher Kläranlage.

2008: Einweihung des sanierten Stadtmuseums.

2008: Die B 300 Anschlussstelle AIC-Süd wird kreuzungsfrei.

2009: in AIC Nord entsteht eine neue Jugendverkehrsschule – ein Modellprojekt.

2009: Einweihung der sanierten Ortsdurchfahrt in Gallenbach.

2009: Beginn Hochwasserschutz in Aichach.

2010: Die neue Kinderkrippe im Holzgarten wird eingeweiht.

2011: Der Grünzug Paar nimmt mehr und mehr Gestalt an.

2011: Die B 300 Anschlussstelle AIC-West wird kreuzungsfrei ausgebaut.

2012: Das neue Einkaufszentrum am ehemaligen Milchwerk eröffnet, auch Aichachs Innenstadt verändert ihr Gesicht: der neugestaltete Tandlmarkt (1. Bauabschnitt mit Eichenhain) ist fertig.

2013: Der neugestaltete Tandlmarkt (2. Bauabschnitt am Rathaus) wird freigegeben.

2013: Spatenstich zum Bau der Bahnunterführung in Algertshausen.

2013: Die Ortsdurchfahrt Hiesling wird ausgebaut.

2013: Die Stadtsparkassen Aichach und Schrobenhausen fusionieren zur neuen Sparkasse Aichach-Schrobenhausen.

2014: Spatenstich zum vierspurigen Ausbau der B 300.

2014: Die ausgebaute Ortsdurchfahrt Unterwittelsbach ist fertig.

2014: Spatenstich zum Neubau am Kreiskrankenhaus.

2014: Der neugestaltete Parkplatz am Alten Friedhof ist fertig (mit E-Tankstelle).

2014: Die Generalrenovierung der Burgkirche in Oberwittelsbach beginnt.

2014: Die neue Feuerwehrzentrale in Aichach wird eingeweiht.

2014: Die B 300 Anschlussstelle AIC-Ost wird gleichzeitig kreuzungsfrei ausgebaut.

2014: Einweihung des generalrenovierten Bahnhofsgebäudes mit Bahnhofscafé.

2015: Das neue NORMA Logistikzentrum im Gewerbepark Acht300 geht in Betrieb.

 

 

 

Weiterführende Literatur zur Stadtgeschichte:

Wilhelm Liebhart - Rudolf Wagner (Hg.), Aichach im Mittelalter, Aichach 1985.

Josef Müller, Aichach einst und jetzt. Von den Anfängen bis zum demokratischen Wiederaufbau. Überarbeitet von Ralph Andersson, Aichach 1997